Der Name Inforel sagt alles: Er setzt sich zusammen aus Information und Religion und bezeichnet damit genau das, was der Basler Verein auch tut: Er sammelt Informationen über die religiösen Gemeinschaften in der Region und macht diese Informationen öffentlich zugänglich. Das Angebot sei in der Schweiz einmalig, sagt die Leiterin der Anlaufstelle Karima Zehnder. Keine andere Plattform habe den Anspruch, sämtliche religiösen Gemeinschaften einer Region zu erfassen. So hat der Verein in den vergangenen Jahren insbesondere auch zum Christentum differenzierte Informationen gesammelt, zu den katholischen und reformierten Kirchgemeinden, den christlichen Migrationskirchen und den zahlreichen Freikirchen, die sich in der Nordwestschweiz angesiedelt haben. Daneben bietet die Website auch Informationen zu exotischen Gruppierungen.
Der Rechercheaufwand für Inforel ist gross: Rund 500 religiöse Körperschaften zählt die Nordwestschweiz derzeit. Und die Fluktuation sei hoch, sagt Zehnder: «Die religiöse Landschaft verändert sich ständig. Gemeinschaften ziehen um, lösen sich auf oder schliessen sich zusammen.» Es gehört zu ihren Aufgaben, dabei den Überblick zu behalten, damit die Angaben möglichst aktuell bleiben. Die Sozial- und Kulturwissenschaftlerin leitet das Informationszentrum seit drei Jahren und ist zurzeit die einzige Festangestellte des Vereins.
Virtuelle Informationsstelle
Gegründet wurde Inforel 1987 vom Religionswissenschaftler Christoph Peter Baumann und von elf Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften. Das Ziel damals: durch regelmässigen Austausch den Glauben anderer Menschen kennenzulernen und damit das Verständnis zwischen den Kulturen und Weltanschauungen zu fördern. Was vor 30 Jahren mit Begegnungs- und Meditationsabenden in familiärem Rahmen begonnen hatte, wandelte sich im Laufe der Zeit zu einer virtuellen Informationsstelle, die den Medien, den staatlichen und akademischen Einrichtungen und nicht zuletzt der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Das Besondere bei Inforel ist, dass die Stelle ihre Informationen wertneutral anbietet. Auf der Website werden die Gemeinschaften unter folgenden Überbegriffen aufgeschlüsselt: Christentum, Judentum, Islam, Alevitentum, Hinduismus, Buddhismus, Sikh, Bahai und übrige Gemeinschaften. Darunter firmieren die Gemeinschaften dann mit ihrem offiziellen Namen. Da finden sich Gruppierungen wie «Château Amritabha / Der Weg ins Licht», der «Druidenorden», die «Freimaurer» oder auch die «Rael-Bewegung».
Inforel erstellt alle Informationen in Zusammenarbeit mit Vertretern der jeweiligen Religionsgemeinschaften. «Das klappt in den meisten Fällen gut», sagt sie. Natürlich gebe es Leute, die zu missionieren versuchen oder unzufrieden damit sind, wie ihre Gruppierung bei Inforel dargestellt wird. «Aber die meisten freuen sich über das Interesse an ihrem Glauben.» Sie selbst empfindet diese Kontakte als bereichernd. «Mich fasziniert die Fülle an unterschiedlichen Religionen und religiösen Praktiken. Alles, was den Menschen umtreibt, interessiert mich. «Die Begegnungen helfen mir, Fremdes kennenzulernen und Vorurteile abzubauen; sowohl die der anderen als auch meine eigenen.»
Immer und immer der Islam
Es sind denn auch die hartnäckigen Vorurteile gegenüber gewissen Religionen, die ihr Sorgen bereiten. Seit Jahren verzeichnen Inhalte zum Islam mit Abstand die meisten Zugriffe auf der Webseite. Bis zu 200 000 Mal wird die Inforel-Seite jährlich aufgerufen. Das Thema «Frau im Islam» ist mit rund 10 000 Zugriffen unangefochtener Spitzenreiter, gefolgt von «Islamische Ernährung» und «Interreligiösen Partnerschaften zwischen Muslimen und Christen». Der Islam sei schon vor 30 Jahren ein Thema bei Inforel gewesen, meint Zehnder. «Das Thema war aber noch nicht so mit Angst besetzt wie heute.» Damals war die Gesellschaft in der Schweiz weitgehend christlich organisiert. «Seither kamen fremde Kulturen und Religionen dazu, und das führt bei vielen zu einer Verunsicherung.»